Erstmals wurde ein Nichteuropäer und erstmals ein Angehöriger des
Jesuitenordens zum Papst gewählt.
Jesuitenordens zum Papst gewählt.
Bereits der erste Auftritt des neugewählten Papstes war beeindruckend.
Hirtenwortes anlässlich der Wahl von Papst Franziskus wie folgt formuliert:
Liebe Schwestern und Brüder in der
Gemeinschaft des Glaubens,
ein einfacher Schornstein auf dem
Dach der Sixtinischen Kapelle hat Anfang der Woche die Blicke der Menschen rund um den Erdball auf sich
gezogen. Per Rauchzeichen – in der modernen Kommunikationsgesellschaft eine
Kuriosität ohnegleichen – drang die Nachricht in die Welt, die dann per
Satellit in Windeseile in alle Himmelsrichtungen verbreitet wurde: wir haben
einen neuen Papst! Mit dem Beistand des Heiligen Geistes haben die Kardinäle
den 265. Nachfolger des heiligen Petrus gewählt.
Wie groß war die Überraschung, als schon nach so
kurzer Zeit, am Dienstabend, weißer Rauch aufstieg und die Glocken auf dem
Petersplatz läuteten. Wie viel größer war die Überraschung, als der
Kardinalprotodiakon den Namen des Gewählten verkündete: Joseph Kardinal
Ratzinger - ein Deutscher! Als Papst trägt er nun den Namen Benedikt XVI. Bereits
in seiner ersten Predigt hat der Heilige Vater deutlich zum Ausdruck gebracht:
„Ich denke in besonderer Weise an die Jugendlichen. An sie, die privilegierten
Gesprächspartner Johannes Pauls II. geht meine besonders liebevolle Umarmung in
der Erwartung, dass, wenn es Gott gefällt, ich sie in Köln beim Weltjugendtag
treffen kann.“ Diese wenigen Worte signalisieren, dass der neue Papst mit der
jungen Generation die Zukunft der Kirche fest in den Blick nimmt. Eine
ermutigende und hoffnungsvolle Botschaft!
Diese Papstwahl ist eine in vielerlei Hinsicht bemerkenswerte
Wahl von bedeutender historischer Tragweite. Seit 482 Jahren ist Papst Benedikt
XVI. der erste Kardinal deutscher Herkunft auf dem Stuhl Petri. Zugleich ist er
der erste neue Papst des 21. Jahrhunderts. Ein Ereignis, das im gegenwärtigen
Kräftefeld der weltweiten geistigen und politischen Entwicklungen in seinen
Auswirkungen und Folgen letztlich noch gar nicht überblickt und vorausgesagt
werden kann. Wir wissen alle: der neue Papst tritt kein einfaches Amt an. Das
zeigt allein die Vielzahl der Erwartungen, die vor und während der Wahl und
umso mehr natürlich jetzt nach der Wahl formuliert worden sind.
Es ist menschlich, dass wir in diesen Tagen unsere
ganze Aufmerksamkeit auf die Person des neuen Papstes richten. Wir würden ihm
aber in keiner Weise gerecht, wenn wir ihn nur vordergründig an der Person und
dem außergewöhnlichen Charisma seines Vorgängers messen wollten. Papst Benedikt
ist wohl für die meisten von uns kein Unbekannter. Wir alle wissen, dass er aus
Deutschland stammt, dass er in Bayern geboren ist, dass er lange Jahre
Theologie gelehrt und bis in die Gegenwart hinein viele bedeutende Bücher geschrieben
hat. Er wurde 1977 Erzbischof von München und Freising und bereits acht Wochen
später durch Papst Paul VI. zum Kardinal ernannt. Seit 1981, seit nahezu 25
Jahren, war er Präfekt der Glaubenskongregation und damit enger Mitarbeiter der
Römischen Kurie und Vertrauter des Papstes. Diese Aufgabe hat er mit ganzer
Energie und großer Hingabe ausgefüllt. Als Kardinaldekan hatte er in der Zeit
der Sedisvakanz und im Blick auf die Papstwahl ein enormes Programm zu
bewältigen. Nun ist er selbst zum Papst gewählt worden.
Ein großer Theologe, bewegt und geprägt vom Geist des
Zweiten Vatikanischen Konzils, an dem er als Berater von Kardinal Frings teilgenommen
hat, ist unser neuer Papst. Er hat die wertvolle Gabe, mit großer Klarheit und
scharfem analytischen Verstand die Zeichen der Zeit zu erkennen, zu deuten und
mit der Botschaft des Evangeliums zu verbinden. Papst Benedikt hat die
herausfordernde Aufgabe, das Vermächtnis Jesu Christi nicht nur zu bewahren,
sondern hier und heute zum leuchten und strahlen zu bringen.
Ich selbst konnte ihm schon einige Male begegnen und
hatte die Gelegenheit zum Gespräch und zum Austausch; jedes Mal war ich beeindruckt
von seiner Art, auf Menschen einzugehen, von seiner Art zuzuhören, von einer
Persönlichkeit, die im positiven Sinne des Wortes Spuren hinterlässt. Ich bin
überzeugt davon, dass man diese Seite des neuen Papstes nun viel stärker
wahrnehmen wird und dass sie zum Tragen kommt. Nicht nur der bekannte und
gefragte Denker und Theologe wird künftig zählen; vielmehr wird die feinsinnige
und klare Person des neuen Papstes insgesamt, mit all ihren Zügen und
Feinheiten, mit allen Charakteristika in einer breiten Öffentlichkeit
aufleuchten. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich uns Papst Benedikt XVI.
als ein klarer Theologe mit einem weiten Herzen erweisen wird.
„Ich diene der Kirche durch das Amt, das Gott mir
übertragen hat, damit ich euch das Wort Gottes in seiner Fülle verkündige“ (Kol 1,25). Dieses Wort des Apostels Paulus dürfen
wir im Blick auf das Papstamt hören und deuten. Denn es lenkt unseren Blick auf
die Dimension des Dienens. Das Papstamt ist kein Karriereziel. Der Papst ist
nicht der Spitzenmanager der Katholischen Kirche. Vielmehr ist er Diener. Es
ist ein Dienstamt, das ihm übertragen ist. Es ist ihm ans Herz gelegt, nicht um
seiner selbst willen etwas zu erstreben, sondern sich in den Dienst eines
anderen nehmen zu lassen eines höheren Gutes wegen. Nicht Machtkalkül ist
entscheidend, sondern die Frage: was dient den Menschen, was dient der Kirche,
was dient der Gerechtigkeit, was dient der Wahrheit? Wir Menschen suchen nach
der Sinnhaftigkeit unseres Lebens in einer Welt, die zwar immer mehr „Lebens-Möglichkeiten“
eröffnet, die aber aus sich heraus die existenziellen Fragen nach dem „Woher,
Warum und Wohin“ nicht beantworten kann. Wir Menschen sehnen uns nach Antworten,
die über das Vordergründige, über das rein wissenschaftlich-rational Erklärbare
hinausweisen. Und wir suchen nach
Personen, die dafür mit ihrer Existenz glaubwürdig und überzeugend stehen.
Der Glaubenshüter Kardinal Ratzinger
wird als Papst Benedikt zum Glaubensförderer und Glaubensverkünder werden. Aus
den eindrucksvollen und klaren Worten seiner Predigt, die er zu Beginn des
Konklaves, also noch vor seiner Wahl zum Papst gehalten hat, wird dies bereits
deutlich, wenn er sagt: „Wir müssen von einer heiligen Unruhe angerührt sein:
Der Unruhe, allen das Geschenk des Glaubens, der Freundschaft mit Christus zu
bringen. [...] Wir haben den Glauben erhalten, um ihn anderen zu
schenken“. Diese Aufgabe ist heute
nicht immer einfach – und, auch das sei hier betont, nicht allein die Aufgabe
des Papstes! Wir alle, die wir zur Gemeinschaft der Kirche gehören, sind
gefordert, glaubwürdig jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung
fragt, die uns erfüllt! (vgl. 1 Petr, 3,15)
Liebe
Schwestern, liebe Brüder, wenden wir uns vertrauensvoll an Jesus Christus, den
Herrn der Kirche und bitten ihn, dass er seinen Diener, den er zu seinem
Stellvertreter auf Erden erwählt hat, stärke und führe. Vertrauen wir darauf,
dass Papst Benedikt für die Kirche und die Welt sein wird, was sein Name
bedeutet: ein Gesegneter, der zum Segen wird!
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